Der Tag, an dem ich mich fühlte, wie in einem Film, in dem ich kein Wort verstehe, aber eine Rolle spiele.
Es ist heiß. Um elf Uhr findet eine Versammlung im Schatten des einzigen großen Baumes weit und breit statt. Es ist der Baum, unter dem Kaira 2013 eine Handvoll Kinder Swahili, die Landessprache, zu unterrichten begonnen hat. Eine Besonderheit des Treffens heute ist, dass auch die Frauen eingeladen sind. Langsam trudeln die ersten Teilnehmer ein. Zwei Stunden später, ja wirklich!, um 13 Uhr, eröffnet einer der Chiefs das Treffen. Das westliche Konzept von Zeit existiert nicht, es regt sich keiner über die Warterei auf, man unterhält sich oder macht derweilen ein Nickerchen.
Die Chiefs erklären, warum so wenige und einige erst später gekommen sind. Es liegt an der Dürre. Diese zwingt die Männer, mit ihren Herden, sehr weit weg zu ziehen, um nach Futter zu suchen. - Auf der Herfahrt haben wir die armen klapperdürren Rinder gesehen, teilweise zu schwach, um wieder aufzustehen. Wie ein ausgehungerter Zug Gefangener schleppten sie sich dahin...
Verschiedene Ansprachen werden gehalten, ich verstehe kein Wort. Kaira erklärt mir, dass sich alle sehr freuen, weil ich heute hier sei und sie mich kennenlernen dürfen. Sie sehen die Errichtung einer Schule als historischen Augenblick. Als auch ich ein paar Worte an alle richte (Kaira übersetzt), berührt mich der folgende Applaus sehr. Die Frauen strahlen mich an, reichen mir die Hände.
Später treffen wir den Chief der gesamten Maasai region, Chief Olepello. Er kann sogar etwas Englisch, welch ein Glück, und so versteh ich heute doch noch was!
Wie bereits vorher die regionalen Chiefs bekräftigt er das volle Vertrauen in Kaira. Man muss wissen, dass Kaira sehr jung ist und nicht zur Altersklasse der Entscheidungsträger gehört. Auch mir spricht er seinen vollen Respekt aus, besiegelt mit einem Handkuss. Einen Maasainamen erhalte ich nach kurzer Beratung auch: NAMELOK: "Sweet, sweet forever", sagt er.
Sweet bezieht sich dabei auf äußere und innere Schönheit. Sie finden den Namen passend, weil ich mit Kaira etwas Gutes schaffe, das das eigene Leben wohl überdauern wird. - Daran hab ich noch gar nicht gedacht!
In diesem Sinne: Möge das Werk - dank euch allen! - gelingen, gedeihen und lange viele Früchte bringen!
Übrigens: Chief Olepello war einmal gemeinsam mit dem Dalai Lama und einem Häuptling aus Nordamerika zu einem Treffen alter, beständiger Kulturen in Schweden eingeladen.
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